Sonntag, 15. Februar 2015

Wenn Eltern kein Paar mehr sind


Ich behaupte kühn, dass wohl fast alle Ehen mit dem Vorsatz geschlossen werden, für immer und ewig zusammenzubleiben. Man möchte sich etwas aufbauen, Kinder bekommen, sie gemeinsam groß ziehen, ein Nest bauen und irgendwann hochbetagt, gesund und zufrieden, den Enkeln beim Spielen zu schauen.

Aber wie sagte schon John Lennon: "Leben ist das was passiert, während Du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen."

Die Liebe zerbricht. Man trennt sich. Viele Paare vergessen in diesen Momenten, dass sie zwar als Paar, d.h. als Mann und Frau, nicht mehr zusammen sind, aber ein Leben lang Eltern bleiben. Zu schwer wiegen die Verletzungen der Trennung.

Was wird mit den Kindern? Wo sollen sie leben? Diese Frage stellt sich den meisten den trennungswilligen Paaren nicht, denn in den Köpfen vieler Menschen gilt noch die Devise: "Ein Kind gehört zur Mutter!" und sieht den Vater mehr oder weniger regelmäßig.

Standardisiert findet Umgang ca. alle 14 Tage von Freitag bis Sonntag und in der Hälfte aller Ferien statt. Gelegentlich gelingt die Konstellation des sog. "Wechselmodells". Das bedeutet, dass die Kinder hälftig bei Mutter und Vater sind. Wie bei allen Konstellationen kann diese Konstellation funktionieren, mus sie aber nicht nicht. In meiner Berufspraxis habe ich hier leider häufiger das Scheitern als den Erfolg dieses Modells erlebt. Es gibt jedoch zwischen dem Wechselmodell und dem 14tägig standardiesiertem Umgang viele Abstufungen und Konstellationen. Jedoch stellt in der Regel keine dieser Konstellationen den Hauptaufenthaltsort der Kinder bei der Mutter in Frage. Warum ist das so in den Zeiten der Gleichberechtigung?

In der Presse liest man immernoch viel davon, dass die Gerichte auch heute noch geneigt sind in Streitfällen, die Kinder der Mutter zu zu sprechen. Ich erlebe immer häufiger, dass die Gerichte genauer hinsehen und prüfen, wo die Kinder am besten aufgehoben sind. Das muss nicht immer die Mutter sein. Die Gleichwertigkeit beider Eltern kommt langsam in den Köpfen der Richter an, aber sie kommt an.

 Manchmal gibt es sie:  die Paare, die einvernehmlich nach einer Trennung entscheiden, dass die Kinder beim Vater leben. Neulich las ich hierüber einen Blogartikel, dessen Offenheit und Ehrlichkeit mich sehr berührt hat. Vomwerdenundsein ist eine Wochenend-Mutter.
Sie schreibt offen über den Schmerz, den sie empfand als sie zum ersten Mal allein in ihre neue Wohnung fuhr. Für sie ist es keine Frage, dass Väter den gleichen Schmerz empfinden, wenn sie sich von ihren Kindern trennen müssen.

Warum gehen Menschen davon aus, dass Kindern und Vätern eine räumliche Trennung zuzumuten ist, Müttern und Kindern aber nicht? Es ist und bleibt schwer, egal wie.
Es bleibt schwer, egal wie! Es verlangt Einfühlungsvermögen, Sensibilität und Bindungstoleranz- aber es ist und bleibt ein Balanceakt- das Eltern sein, wenn man kein Paar mehr ist. Ich gebe keiner der Regelungsmöglichkeiten einen grundsätzlichen Vorzug. Es hängt jedes Mal individuell von den betroffenden Eltern und den Kinder ab. Ich wünsche mir jedoch Offenheit gegenüber allen möglichen Konstellationen, denn nur die ermöglicht, die bestmögliche Lösung für die jeweiligen Kinder und deren Eltern zu finden. Es gibt hier kein pauschales "richtig" oder "falsch", denn es bleibt schwer für die Eltern und die Kinder, egal wie.

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